Tagesspiegel 16.8.1996, Bernhard Schulz
Ein Blick zurück und nach vorn: Das Vorbild der Gewerbebauten
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Ein Gemälde von unbekannter Hand zeigt "Die Allgemeine Bauschule im Gerüst". Es ist dies im besten Sinne ein Dokument. Daß ein eingerüsteter Neubau eines Gemäldes für würdig erachtet wurde, belegt die Bedeutung. die diesem Neubau in den Augen der Zeitgenossen zukam. Schinkel hatte Berlin bereits mit seinen bedeutendsten Werken aus klassischem Geist geschmückt, mit der Neuen Wache, dem Schauspielhaus. dem Alten Museum. Nachdem er die Friedrichswerdersche Kirche auf königliches Geheiß noch in gotischen, aber schon aufs Äußerste reduzierten Formen errichtet hatte. entstand nun in unmittelbarer Nachbarschaft von 1832 bis 1836 das Gebäude der "Allgemeinen Bauschule", das die eigentliche Bauakademie beherbergen sollte wie auch die Oberbaudeputation. der Schinkel vorstand; dazu die Dienstwohnung sowie vermietbare Ladenlokale im Parterre. Was Schinkel als Chefarchitekt Preußens baute. war allein schon dadurch wegweisend. Aber den Zeitgenossen war bewußt, daß hier etwas Neues entstand. daß sich in der ebenso eindrucksvollen wie herben Backsteinhülle verbarg. Ein Lexikon nannte das Haus 1839 "in prachtvoller Weise den Charakter der Industrie repräentierend". Wohlgemerkt, die Bauakademie war eine Schule und eine Bibliothek – keine Fabrik. Aber der Weg war gewiesen. für die aufkeimende Industrie Preußens. der Schinkels Freund Peter Beuth als oberster Gewerbeförderer des Staates zur Seite stand. für die Unternehmer. die bald nach geeigneten – und das heißt beliebig wiederholenden und abzuwandelnden – Bauformen für ihre Gewerbebetriebe suchten. Aber nicht zuletzt auch der Schul- und Anstaltsbau nahm seinen Ausgang bei Schinkels Bauschule; und noch der festliche Palazzodes heute so genannten Martin-Gropius-Baus. des Kunstgewerbemusums von 1877/81 zollt dem schlichteren Vorbild seinen Respekt.....Zum Aufrufen des Artikels bitte hier anklicken (P pdf 741)